Hintergrund
Seniorinnen und Senioren können aufgrund ihrer abnehmenden körperlichen und psychischen Verfassung oftmals bestehende wohltuende Gewohnheiten nicht länger aufrechterhalten: Der Besuch des Schrebergartens wird aufgegeben; Wanderungen werden seltener unternommen, da Freund:innen oder Lebenspartner:innen verstorben sind; auf Spaziergänge wird aus Angst den Rückweg nicht zu finden verzichtet. Beim Übergang vom dritten ins vierte Lebensalter können bestimmte Aktivitäten nicht mehr eigenständig bewältigt werden (Gasser et al., 2015). Dabei wäre ein aktiver Lebensstil essenziell und geht mit positiven Auswirkungen auf die Gesundheit im Alter einher (Hamer et al., 2014). Ältere Menschen zur aktiven Teilnahme an Massnahmen zur Förderung der körperlichen Aktivität zu ermutigen, stellt eine herausfordernde Aufgabe dar. Es gibt insbesondere zwei Punkte, welche bei der Entwicklung von Massnahmen berücksichtigt werden müssen (Gasser et al., 2015; Lustria et al., 2013).
1. Standardisierte one-size-fits-all Programme, die für alle gleich sind, sind ungeeignet, da sie nicht auf die individuellen Beweggründe älterer Menschen eingehen, die sehr unterschiedliche Fähigkeiten mitbringen.
2. Personen, die ihr Leben lang wenig körperlich aktiv waren, sind nur schwer für Projekte zur Bewegungsförderung zu motivieren und zu erreichen.
Ziel
Das Ziel dieses Projektes ist es, dass die älteren Personen ein Verhalten aussuchen, das ihnen guttut und das sie häufiger zeigen wollen. Es geht explizit nicht darum ältere Personen, die sich nie bewegt haben, zur Bewegung zu motivieren, da die Erfolgswahrscheinlichkeit eines solchen Vorgehens eher gering ist. Es sollen ältere Personen erreicht werden, die kurz vor dem Übertritt ins vierte Lebensalter stehen, mit dem Ziel, dass diese gar nicht erst inaktiv werden. Unser Ansatz zielt darauf ab, Menschen durch individuelle Pläne und strukturelle Änderungen zu unterstützen, damit sie ihre bestehenden Gewohnheiten beibehalten oder neue entwickeln können.
Vorgehen
Mit verschiedenen Organisationen, wie zum Beispiel Pro Senectute, Zeitgut, der reformierten Kirche oder Familiengarten, werden jeweils zwei Treffen für ältere Personen organisiert. Diese Treffen finden draussen bei einem Spaziergang resp. einer kleinen Wanderung statt.
Beim ersten Treffen wählen die Seniorinnen und Senioren ein Verhalten, das sie in den kommenden Wochen häufiger zeigen möchten. Sie überlegen sich was ihnen dabei hilft (Motivatoren) und was sie daran hindert (Barrieren). Um das Verhalten zur Gewohnheit zu machen, erstellen sie einen sogenannten „wenn-dann Plan“. Das bedeutet, sie legen fest, in welcher Situation (wenn…) sie das Verhalten zeigen wollen (dann…).
Beim zweiten Treffen, das vier Wochen später stattfindet, sprechen sie über ihre Erfahrungen und darüber, was gut funktioniert hat und was nicht.
Erwartete Resultate
Es wird erwartet, dass Seniorinnen und Senioren, die sich ein einfaches Ziel setzen, dieses Ziel mithilfe des „wenn-dann Plans“ zu einer neuen Gewohnheit machen können. Ältere Menschen, die sich hingegen ein sehr grosses oder schwieriges Ziel für den Monat vornehmen, brauchen wahrscheinlich mehr Zeit, um daraus eine automatische Gewohnheit zu entwickeln. In solchen Fällen könnten sie entweder mehr Zeit investieren oder ihr Ziel vereinfachen, um es leichter erreichbar zu machen.
Laufzeit
2024-2026
Partner
Das Projekt wird in Zusammenarbeit The Behavior Lab und effex AG durchgeführt. Begleitgruppe: ZEPRA, Zeitgut Obwalden
Auftraggeber / Unterstützung
Das Projekt wird von der Gesundheitsförderung Schweiz und von der Burgergemeinde Bern mit einem Beitrag unterstützt.
Links
https://gesundheitsfoerderung.ch/kantonale-aktionsprogramme/projektfoerderung/gefoerderte-projekte/mir-wirds-zviel
Kontakt
Rahel Aschwanden